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Alt 14.01.2009, 19:32
mikefin
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Standard Von Finnland nach Istanbul, Teil 1

Hallo,
wir sind im Sommer von Finnland über die Ostsee, Kanäle, Rhein, Main, MDK zur Donau und dann bis zum Schwarzen Meer und Istanbul gefahren. Ich hänge hier mal einen "Kurzbericht" in drei Teilen an (hoffe, das ist ok?), detaillierte Dokumentation auf unserer homepage
Mike

Von Finnland nach Istanbul (2008)
Übersetzung des finnischen online-Kurzberichtes
Vollständige Dokumentation unter www.rumbalotte.fi


Finnland - Lübeck

Am 6.5. Leinen los vom Anleger Marjaranta und unsere Fahrt nach Istanbul beginnt. Hinter dem Kapitän liegen vier Monate Arbeit am Boot und auf der Arbeitsliste sind noch viele Punkte nicht abgehakt. Wir haben versucht uns auf die Reise vorzubereiten, indem wir alle möglichen Informationen gesammelt und die Funktionsfähigkeit des Bootes gesichert haben. Wie es aussieht hatten wir allerdings den blinden Passagier, Herrn Murphy, vergessen, der sich schon eine Stunde vor Hanko meldet: die Backbordmaschine läuft heiss. Der Anblick ist mehr als
seltsam: der Keilriemenkopf der neuen Kühlwasserpumpe hängt runter und der Riemen ist los. Unser Monteur kommt am Abend nach Hanko und stellt fest, dass der Keilriemenkopf in der Fabrik nicht fest auf die Achse gespannt war, und er hatte das bei der Montage nicht überprüft. Glück im Unglück: auch die Schrauben der Pumpe der Steuerbordmaschine waren schon locker! Die Pumpen werden in Ordnung gebracht und der erste Schreck der Reise ist verkraftet. Im Hafen in Hanko ist es ruhig, nur neben uns liegt ein Segelboot, welches sich noch am Abend auf den Weg Richtung Nord-Ostsee-Kanal macht.

Am nächsten Tag bemerken wir westlich von Hanko, dass die Backbordmaschine hellgrauen Qualm von sich gibt. Nach einigen Telefonaten ist die Analyse nicht sehr tröstlich: wahrscheinlich hat die Zylinderkopfdichtung vom Überhitzen am Vortag gelitten und Glykol gerät in die Brennkammern. In der Nähe ist keine Hilfe zu bekommen und wir beschliessen, weiter nach Mariehamn zu fahren. Bis Jurmo fahren wir mit beiden Maschinen, danach hauptsächlich nur noch mit der Steuerbordmaschine. Jurmo schläft noch späten Winterschlaf, wir sind allein im Hafen und auf der rauen Insel ist es ruhig.

Am 8.5. von Jurmo nach Mariehamn, wor wir von der Firma Kalmers Hilfe für das Motorenproblem bekommen sollen. Obwohl auch das nicht geklappt hat, möchten wir hier John Lindström für seinen phantastischen Kundenservice und alle Versuche danken. Auf der Fahrt nach Mariehamn unterläuft uns auch ein Planungsfehler, als wir gerade noch rechtzeitig im Foglö-Kanal merken, dass wir hier zwar früher mit unserem Flipper durchkamen aber nicht mehr mit der Grand Banks. Unter dem Kiel fehlt Wasser und der Mast geht auch nicht unter der Brücke durch. Also nichts weiter als umdrehen und wir haben zwei Stunden länger Zeit, uns die prächtige Landschaft der Åland-Schären anzusehen. Im Westhafen von Mariehamn liegen auch nur wenige Boote, aber auf den Stegen und im Restaurant des ASS-Segelklubs herrscht schon reger Betrieb.

Nachdem wir hier also auch keine Hilfe für den Motor bekommen können nehmen wir Verbindung mit Schwager Toni in Flensburg auf, wo es einen Yachtservice und eine John Deere-Vertretung gibt. Wir vereinbaren die Reparatur dort und hoffen, dass wir ohne Probleme mit einer Maschine nach Flensburg kommen. Die Überfahrt über die Ålandsee nach Kappelskär ist ruhig. Das Meer ist spiegelglatt und wir verfolgen auf dem AIS den regen Fähren- und Frachterverkehr. Auf der schwedischen Seite gehen wir in den Bootshafen Rådmansö, wo wir ein sommerliches Paradies vorfinden. Der Wald ist überflutet von Buschwindröschen, Frühjahrsprimeln und Knabenkraut. Später treffen wir unsere Freunde Brita und Klaus und gehen mit ihnen am Abend in Nortälje essen.

Pfingstsonntag geht die Fahrt weiter zur Insel Utö. Jetzt sind wir nicht mehr allein, sondern die Stockholmer Schären sind voll von Segelbooten. Auf der Fahrt stellen wir fest – und auch noch oft danach -, dass es auch an der schwedischen Küste eindrucksvolle Landschaften gibt. Nach der Ankunft in Utö fährt bald die letzte Fähre ab und die Insel lehrt sich in einem Augenblick von den Sonntagsgästen. Im Hafen sind wir nur zu zweit und müssen trotzdem für Längseitsliegen den doppelten Preis bezahlen. Die sommerlichen Temperaturen vom Vortag sind vorbei und in der Nacht verstärkt sich der Wind so stark, dass wir am nächsten Tag beschliessen, hier auf besseres Wetter zu warten. Wir sehen uns die Insel an und freuen uns über die kostenlose Internetverbindung. So wird auch unsere homepage langsam fertig.

Am 13.5. geht es bei immerhin 8°C in Richtung Arkösund. Nach dem Wochenendansturm sind wir wieder allein auf See. Die scheint, wir geniessen die Fahrt. Der eigentliche Gasthafen in Arkösund erweisst sich als eng und nicht geeignet zum Längseitsgehen. Das Ufer ist flach und steinig. Wir finden einen passenden Platz beim Segelklub Snedskär und alles sieht gut aus, bis plötzlich ein kräftiger Oststurm auffrischt und uns gehen den Anlieger drückt. Alle Fender sind eingesetzt, jetzt hier im Dunkeln weg zu fahren und einen neuen Platz zu suchen, erscheint uns als zu riskant. Über Funk hören wir, dass der Seenotrettungsdienst nach einem kleineren Motorboot sucht. Eines der Patrolienboote fährt mit hoher Geschwindigkeit bei uns vorbei, und die von ihm verursachten Wellen werfen die Rumbalotte so kräftig an den Steg, dass wir grössere Schäden fürchten. Im Endeffekt gingen zwei Weingläser drauf – und die waren leer, aber der Schreck fuhr uns in alle Glieder. Hier konnten wir lernen, wie unerwartet und kräftig sich das Wetter ändern kann. In drei Stunden ist alles vorbei und das Meer wieder ruhig.

Schöne Schärenumgebung am 14.5. auf der Fahrt nach Klintemåla. Zwischendurch kleine Dörfer und Ferienhäuser – wie im Märchenbuch. Am Steg in Klintemåla liegt ein Holländer und einige örtliche Boote. Die Bojen sind so klein,dass wir uns nach den Erfahrungen der letzten Nacht dort nicht hintrauen. Wir legen uns an den nahen Ortsanleger. Der Ort liegt wie ausgestorben da, die Saison beginnt erst Anfang Juni.

15.5. und Richtung Kalmar. Zu Beginn schlängeln wir uns durch flache Wasser und um bucklige Granitfelsen. Die Landschaft ändert sich laufend. Am Ufer einige Industrieanlagen. Bei Oxelund haben wir genug mit dem Slalomfahren und drehen aufs offene Meer zwischen Küste und Öland. Die Ausbeute auf See heute: 2 Holländer, 1 Schweizer, 1 Engländer, 1 Norweger, 2 Schweden und 2 Frachter. Zwischendurch müssen wir zum Aufwärmen von der Flybridge immer wieder nach unten gehen. Die Ölandbrücke ist schon von weitem zu sehen. Hier bekommen wir einen kleinen Vorgeschmack auf den September, wenn wir hoffentlich unter den Brücken des Bosporus durchfahren werden. Im Hafen in Kalmar ist gut Platz und der Service funktioniert. Wir legen einen Ruhetag ein. Die Stadt macht einen netten Eindruck, obwohl gerade jetzt beim Schreiben sich die Jugend der Stadt auf dem Nachbarsteg versammelt hat und bis nach Mitternacht mit der nächsten Disko darum kämpft, wer den grösseren Lärm zustande bekommt. Also nichts weiter als die Decke über die Ohren, am nächsten Tag geht es nach dem Tanken weiter in Richtung Karskrona.

Am Morgen müssen wir an der Tankstelle auf den Tankwart warten, der erst einmal ein grösseres Schiff betanken war. Wir versuchen, am benachbarten „Miljöanleger“ unseren Schwarzwassertank abzusaugen, aber die wunderschönen Geräte haben keinen Strom. Der Vormittag ist nebelig, wir nutzen dies, um endlich einmal den Radar aktiv einzusetzen und unser automatisches Nebelhorn zu testen. Der Wind kommt von vorne, die Fahrt ist ziemlich feucht. Von einem Windpark mit 5 Windmühlen läuft eine einzige, das kann wohl kaum wirtschaftlich sein. Während der Fahrt beschliessen wir, nicht nach Karskrona zu gehen, sondern bleiben nach Öland an der Südspitze der Küste in Stenshamn. Ein angenehm kleiner Hafen und ein schöner typisch schwedischer Schärenort. Sogar eine Sauna gab es, aber dazu können wir uns nicht aufrappeln.

Von Stensham geht es am nächsten Morgen in direkter gerader Linie Richtung Bornholm. Wir müssen ein belebtes Fahrwasser überqueren und stellen wieder fest, wieviel Nutzen das AIS tatsächlich bringt. Zwischendurch haben wir das Gefühl, dass der „Feind“ von allen Seiten angreift, aber wir sehen genau alle Positionen, Kurse und Geschwindigkeiten der Berufsschiffahrt. Auf Bornholm gehen wir nach Tejn und machen hinter einem Restaurantschiff fest, die Versorgung ist also gesichert. Im Hafen ist es ruhig, am Abend kommt noch ein polnisches Segelboot, in das die absolut mögliche Anzahl Besatzung gepackt ist. Wir bleiben hier auch am nächsten Tag. Mit den Fahrrädern fahren wir nach Gudhjem. Der Hafen ist noch kleiner und enger als Tejn, aber der Ort selbst wimmelt von Touristen. Das Wetter ist angenehm warm und die dänische Frukost schmeckt auf der Terasse am Hafen.

Am 20.5. zurück an die schwedische Küste nach Gislövslägen östlich von Trelleborg. Die Fahrt wird ruhig gleich nachdem wir in die Nähe der Küste kommen. Ein Fischer leert sein Boot eingedeckt in einen Schwarm Möwen. In Gislövsläge können wir hinter den Fischerbooten längseits gehen. Die Rumbalotte passt bestens in die Reihe der kleinen Trawler. Wir spazieren einige Kilometer durch ein parkähnliches Wohngebiet und finden neben der Trelleborgbrücke ein nettes Restaurant, wo wir unsere letzte Mahlzeit auf schwedischem Boden geniessen.

Der nächste Morgen führt uns vorbei an den hohen Kreidefelsen von Moen, die Kamera läuft heiss. Wir stellen fest, dass wir jetzt schon viele Tage immer wieder auf offener See gewesen sind, es gefällt uns. Ich erinnere mich an die Zeit vor 20 Jahren, als ich das erste Mal den Rücken von Porkkala überqueren musste und dabei ganz schön ins Schwitzen geriet. Die Netzzeichen der Fischer machen uns einiges Kopfzerbrechen, da wir nicht wissen, ob wir sie umfahren müssen oder ob wir zwischen den Zeichen durchfahren können. Die dänische Gastflagge wird gehisst und wir kommen in den Hafen von Stubbeköbing. Die Bootsplätze im eigentlichen Gasthafen sind äusserst schmal, uns findet man also mal wieder bei den Fischerbooten im Stadthafen. Vor uns auf der Brücke ist ein Kiosk, der anscheinend den ganzen Ort verpflegt. Am Abend kommt unser Freund Jürgen aus Kopenhagen und wir verbringen einige gemütliche Stunden im örtlichen Pizzarestaurant.

Am 22.5. geht es in die Smålandsgewässer. Zuerst unter 2 schönen Brücken hindurch und danach sind wir stundenlang seelenallein bei schönstem Wetter. Am Ufer sieht man immer wieder Windparks. Der Schiffverkehr beginnt, als wir in die Nähe des Grossen Belts kommen. Ausserdem sind hier unzählige kleine Boote beim Angeln. Unser Ziel ist die Südspitze von Langeland, Bagenkop. Der Hafen ist eine positive Überraschung, viel Platz zum Manövrieren, breite Bootsplätze und insgesamt schön geplant und verwirklicht. Wir können wieder längseits gehen, auf der anderen Seite des Anlegers liegt ein grosses holländisches Segelboot. Der Hafen füllt sich in erster Linie mit deutschen Segelbooten, wir sind das einzige Motorboot an den Gaststegen. Da die Motorreparaturen in Flensburg ohnehin nicht am Wochenende beginnen, bleiben wir hier auch am nächsten Tag. Am Morgen erst einmal grosses Putzen und danach mit den Rädern los. An der Südspitze von Langeland sind einige Naturschutzgebiete eingerichtet, u.a. sind Feuchtgebiete für Frösche und Kröten angelegt; die bedanken sich dafür mit einem stolzen Quak-Konzert. Die Luft ist gefüllt mit Düften der blühenden Bäume, die Natur schon ganz anders als noch vor einigen Tagen weiter im Norden, grün und abwechslungsreich. Als wir in den Hafen zurückkommen ist nur noch ein einziges Segelboot dort; ein komisches Gefühl, auf einmal in den leeren Hafen zu sehen.

Von Bagenkop dann direkt nach Westen Richtung Flensburg. Der Wind bläst von Achtern und Rumbalotte schwankt wie ein Betrunkener. In der Flensburger Förde hunderte von Segelbooten! Später klärt sich, dass hier ein Regattawochenende war. Die Förde sieht interessant aus, am Nordufer Dänemark und am Südufer Deutschland. Wir machen im Industriehafen vor dem Flensburger Yachtservice fest. Schwager Toni empfängt uns dort und wir bereiten uns auf einen längeren Aufenthalt vor. Am Montag werden die erforderlichen Massnahmen und der Terminplan geklärt.

Die Fahrt von Finnland nach Flensburg verlief vom Motorenproblem abgesehen insgesamt zufriedenstellend. Geregnet hat es nur einmal zwei Stunden lang, sonst schien die , obwohl es am Anfang doch ziemlich kühl war. In den Häfen in Finnland und Schweden war es noch sehr ruhig, teilweise wie tot; auf der dänischen Seite dann viel belebter. Wir haben uns daran gewöhnt, den ganzen Tag auf offener See zu sein und sind jetzt gespannt, wie es uns wohl auf dem bald beginnenden Abschnitt auf Flüssen und Kanälen gefällt. Die abwechslungsreichen Landschaften in Schweden waren uns eine positive Überraschung, dort gibt es noch viel zu sehen, wenn wir in einigen Jahren wieder im Norden zurück sind. Eine andere Überraschung – negativ – war die schwache Internetstruktur südlich von Kalmar. Die eigene WLAN-Verstärkerantenne hat dort genutzt, wo ein Netzt vorhanden war, aber das war meistens nicht der Fall. In Flensburg findet sich dann ein gutes Internetcafe, also lernt man auch das nun kennen. Die Arbeiten am Boot haben begonnen und wir hoffen, dass wir in 10 Tagen die Fahrt fortsetzen können.

Das dauert allerdings bis 14.6.! Wir haben drei Wochen in Flensburg bei Schwester Christina verbracht. Am 12.6. wurde Rumbalotte zu Wasser gelassen, der 13.6. ging drauf mit Ölwechsel und Packen. Die Probefahrt fiel aus und wird am ersten Fahrtag mit laufendem Überprüfen nachgeholt; alles funktioniert. Wir ändern unseren ursprünglichen Plan und gehen nicht in den kleinen Hafen von Fehmarn sondern auf die gegenüberliegende Seite nach Heiligenhafen. Unterwegs haben wir viele grosse Segelboote gesehen und vor Kiel war starker Fährverkehr.

Von Heiligenhafen geht es am nächsten Tag Richtung Travemünde und Schwartau. Nach dem Durchfahren der Fehmarnbrücke empfängt uns die Lübecker Bucht mit starkem Wind und Regen. Mittendrin fällt der Navigationsbildschirm aus. Das hatte er auch schon vor einem Jahr bei ähnlichem Wetter in der Bucht von Riga gemacht; der Fehler lag am Konverter – wie auch jetzt. Gut dass wir immer auch unsere Papierkarten bereit haben und alle Bewegungen dort dokumentieren. Bei der Ankunft in Travemünde blitzt und donnert es ein einziges Mal, aber anständig; ein interessantes Willkommenheissen, denn gleichzeitig tut sich der Himmel auf und es giesst in Strömen. Wir tanken Diesel für 1,60/l, in Heiligenhafen wollte man 1,70/l! Der Preis hat sich für uns in einem Jahr fast verdoppelt, da wir damals in Finnland noch roten Diesel steuerfrei kaufen konnten. Auf der Trave geht es nun nach Schwartau zum Anleger des Stettiner Yacht Clubs. Wir bekommen Hilfe beim Anlegen und später, als wir den Mast für die kommende lange Binnenstrecke flach legen.


Kanäle

Am 15.6. verlegen wir das Boot auf die andere Seite von Lübeck. Bei der Durchfahrt durch die Stadt müssen wir bei der ersten Brücke schon die Köpfe einziehen. Im Hafen des Lübecker Motorboot Clubs ist Niedrigwasser und zwischendurch liegt der Bug im Uferschlamm. Während des Tages steigt das Wasser wieder und es gibt keine Probleme. Stadtbesichtigung und Internet-Cafe.

Der nächste Morgen sieht uns um 5:30 losfahren. Vor uns liegt der Lübeck-Elbe-Kanal und sieben Schleusen, unsere ersten überhaupt. Die Schleusen sind klein und alles läuft überraschend leicht. Bei den meisten Schleusen kommen wir ohne Warten durch und bleiben dann in Lauenburg, wo der Kanal auf die Elbe trifft. Mittwoch geht es ebenso früh los. Wir überqueren die Elbe bei naufgang und fahren in den Elbeseitenkanal, eine lange Röhre, die sich noch nicht richtig in die Landschaft eingepasst hat. Die erste Schleuse ist das Hebewerk Lüneburg. Nach zwei Stunden Warten fahren wir ein und werden dann wie in einer Badewanne 38 m gehoben. Das Hebewerk dürfte einer der weltweit grössten Fahrstühle sein. Oben angekommen gibt es eine herrliche Aussicht zurück nach Norden. Es folgt die Schleuse Uelzen, wo wir 23 m konventionell hoch geschleust werden. Wir fahren nach Wittingen, wo neben den Kanal auf die grüne Wiese ein guter Bootshafen gebaut worden ist. Dort werden wir von einer grossen Gruppe ehemaliger Sportkameraden empfangen, mit denen wir den Abend in der Hafenklause verbringen. Am Donnerstag bleiben wir noch in Wittingen, am Backbordmotor werden die die Einstellungen der Ventile überprüft und die Zylinderdeckelschrauben nachgezogen. Somit ist die Reparatur nun endgültig abgeschlossen. Nachmittags mit den Rädern in den Ort zum Internetten und einkaufen.

Am Mittsommervortag geht es weiter auf dem Elbeseitenkanal zum Mittellandkanal und wir drehen Richtung Westen. Der Mittellandkanal ist älter und verschmilzt meistens in die Landschaft. Es herrscht reger Frachtverkehr, Überholen in der schmalen Rinne ist fast unmöglich. Wir bleiben in Sehne am Anleger auf der Kanalseite. Die vorbeifahrenden Schiffe ziehen das Wasser aus dem Hafen und einen Augenblick später strömt es zurück. In der Nacht ist es aber ruhig. Den Abend verbringen wir beim örtlichen Griechen (Riesenportionen, Minipreise) und danach sitzen wir an Deck und verfolgen das Hin und Her der Dorfjugend unter der naheliegenden Brücke.

Samstag weiter auf dem Mittellandkanal nach Minden. Zuerst in die Schleuse Anderten, wo es 14,5 m nach unten geht. Jetzt haben wir beide Richtungen beim Schleusen durchgemacht, Routine schleicht sich ein. Bei Minden überquert der Kanal die Weser, ein toller Anblick. Übernachtet wird an der öffentlichen Liegestelle, von wo es nur ein kurzer Weg in die Stadt ist. Nach Minden wird der Kanal breiter. Auf der Südseite zieht sich der Teutoburger Wald hin. Es ist heiss und das rächt sich eine Stunde, bevor wir zum nächsten Anleger kommen; kräftiges Gewitter, Regen und Hagel. Die Flybridge war natürlich offen und alle Sitzkissen durch und durch nass. Wir übernachten in der Alten Fahrt Hörstel und ich komme dazu, das Deck zu schrubben, was ich in Finnland nicht mehr geschafft hatte – sieht aus wie neu.

Am 23.6. fahren wir den Mittellandkanal zum Ende und in den Dortmund-Ems-Kanal. Die Landschaften ändern sich kaum. Zwischendurch kleine Wohngebiete aber meistens Wald und Felder. Es ist ruhig bis vor Münster, wo der Flughafen direkt neben dem Kanal liegt und uns die landenden Flugzeuge über die Köpfe fliegen. Zum Abend wieder in einen Altarm, die Alte Fahrt Lüdinghausen. Wir fahren mit den Rädern in die kleine Stadt, besuchen ein Internetcafe und kommen auch noch zum Spargel Essen in einem schönen Restaurant.

Vom Dortmund-Ems-Kanal geht es am nächsten Vormittag in den Rhein-Herne-Kanal. Hier gibt es mehr Industrieanlagen und Häfen aber auch sehr viel Grüngebiete. Überraschend, wenn man denkt, dass das Gebiet zum industriellen Kern Deutschlands gehört. Das Wasser des Kanals ist klar und überall wird geschwommen. Wir bleiben in der Marina Oberhausen, die neben einem riesigen „Erlebniszentrum“ liegt: Restaurants, Vergnügungsparks, Einkausgallerien usw. Das Boot bleibt hier für eine Woche und wir fliegen nach Slowenien, wo wir uns mit alten Kollegen und Freunden treffen. Am 1.7. beginnt dann die interessante Route auf dem Rhein.
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