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Alt 28.07.2010, 17:52
Benutzerbild von Jutta u. Michael
Jutta u. Michael Jutta u. Michael ist offline
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Standard Wassereinbruch

Tagebuch Auszug:

Dienstag, 8. Juni 2010, Vidin, Bulgarien

Um 5:45 weckt uns das Handy. Es sind 14°C bei ganz blauem Himmel und es weht kein Lüftchen. Um 5:55 geht die auf.

Die Logge zeigt 3 kn an, es liegt heute Morgen kein Schiff mehr an den Pontons vor uns, welches die Strömung mindern könnte.

Das Echolot zeigt eine Tiefe von 9,3 m an, der Pegel ist also konstant geblieben.

Um 6:57 legen wir ab, der Kapitän von der „PHÖNIX“ hilft uns dabei und reicht unsere Leinen herüber.

Etwa 30 Minuten nach unserer Abfahrt rumpelt es wie aus heiterem Himmel kräftig unter dem Rumpf. Der Propeller hat vermutlich einen unter Wasser treibenden Baumstamm oder ähnliches erwischt. Wir schauen uns beide fragend an, achteraus ist nichts Auffälliges zu sehen.

Ich öffne die Klappe unter der Treppe und bekomme einen Schreck! Um die Wellen- Gleitringdichtung tritt jede Menge Wasser ein und wirbelt herum. „Scheiße, Wassereinbruch" rufe ich Jutta zu und dass sie die Fahrt rausnehmen solle!

Ich schaue nach dem Bilgensumpf. Dieser ist bereits überflutet, ebenso wie unsere Getränkedosen, Konserven und Flaschen.

Warum hat der Bilgealarm nicht längst ausgelöst, schießt es mir durch den Kopf. Ich rufe Jutta zu, sie solle Stb auf das Ufer zufahren, wir müssen dort ankern. Inzwischen habe ich unsere Lavac WC Pumpe auf die Bilge umgeschaltet und fange kräftig an zu pumpen. Nach etwa zwei Minuten saugt die Pumpe Luft. Ich bin etwas erleichtert, denn ich weiß nun, dass ich recht gut gegen das einströmende Wasser anpumpen kann.

Dicht am Ufer und weit weg vom Fahrwasser fällt der Anker um 7:40 auf 8 m Wassertiefe bei km 781, der Strom fließt hier mit nur 2 Knoten.

Sofort schraube ich das Brett oberhalb der Wellendichtung los und nehme es heraus während Jutta fleißig pumpt.

Dann ziehe ich die Schlauchschelle mit der Flügelmutter für die Notfall Abschnürung der Gleitringdichtung fest. Diese quetscht das feststehende Gummiteil der Wellendichtung zusammen.

Es strömt weniger und weniger herein und bald treten nur noch ein paar Tröpfchen aus. Uff!

Mit dieser Notabdichtung darf sich die Welle aber nicht drehen, so können wir also nicht fahren.

Was war überhaupt geschehen? Vermutlich ist die Welle durch den Schlag in der Klemmkupplung um einige mm in Richtung Getriebe verrutscht und der Gummibalg der Gleitringdichtung hat dadurch nun keinen Anpressdruck mehr.

Ich stelle den Gummibalg mit der Maßschablone neu ein und löse voller Erwartung die Schlauchschelle der Notabdichtung. Die Schlauchschelle ist nun wieder ganz lose und die Gleitringdichtung ist wieder völlig dicht. Aufatmen! Nun noch die Dichtung entlüften und fertig.

Halt, ich werde noch die 6 Schrauben der Klemmkupplung überprüfen. Mit dem eingestellten Drehmomentschlüssel lassen sich diese aber kein Stück fester ziehen. Das hatte ich aber vor einigen Wochen auch schon einmal überprüft, genauso wie die Schrauben der Gelenkwelle.

Nun den Motor starten und kurz den Gang einlegen. Auch bei rotierender Welle tritt kein einziger Wassertropfen mehr aus.

Ich setze die Bodenbretter wieder ein, um 8:30 nehmen wir den Anker auf und setzen unsere Fahrt fort.

Der Grund, weshalb der Bilgenalarm nicht kam, ist auch gefunden. Die Sicherung dafür ist versehentlich irgendwann ausgeschaltet worden!

Skeptisch schaue ich unterwegs noch einige Male nach der Wellendichtung, es kommt aber weiterhin kein einziger Tropfen mehr heraus. Es hat doch Vorteile, wenn man sein Schiff selbst gebaut hat und genau weiß wie alles funktioniert und ggf. zu reparieren ist, denke ich dabei………

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Viele Grüsse senden

Jutta und Michael
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