Donau Forum - der Treffpunkt für Donau Wassersportler - Einzelnen Beitrag anzeigen - Wie haben sich die Schiffe im Mittelalter auf der Donau bewegt?
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Alt 31.10.2011, 11:09
Der Stromer Der Stromer ist offline
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Zitat von donauwels Beitrag anzeigen
Dass das Schiffsziehen auf der Donau durch Menschenkraft mehr einer Tortur gleich kam, als normaler Arbeit, lässt sich nicht zuletzt daraus ableiten, dass in Österreich 1787 die Todesstrafe unter Joseph II abgeschafft und in Schiffsziehen umgewandelt worden ist. 1789 wurde diese strafrechtliche Innovation verlautbart.

Natürlich sind Strömungsverhältnisse und Wassertiefen der unregulierten Donau ganz andere gewesen als wir sie heute vorfinden. Es musste aber je nach Uferabschnitt und Wasserstand in knöchel- bis brusttiefem Wasser gezogen werden und das auch bei niedrigen Wassertemperaturen.


donauwels
Na ja, da waren meist aber auch andere, militärische Gründe für maßgebend. 1787 steckte die Doppelmonarchie noch mitten im Krieg (Frankreich, Niederlande, Italien, etc.) und da waren Schiffsleute und Soldaten für die österreichische Marine so knapp, dass sich der oberste Kriegsherr eben entschlossen hat, Sträflinge zum Treideln der Kriegsschiffe auf der Donau ein zu setzen. Das hatte also nichts damit zu tun, dass Joseph II besonders human eingestellt war. Für solche Sträflinge, die nicht zum Schiffsdienst wollten oder konnten (Invaliden, Krüppel, etc.), war die Todesstrafe immer noch Gang und gäbe.

Übrigens war ja die Donau nicht der einzige Fluß in Europa, der diese Art der Schiffsbewegung kannte. Alle Flüsse wurden zu Berg so befahren, wenn es um wertvolle Fracht ging. Und der Rhein oder auch der Main, Neckar, etc. z.B. waren in einigen Passagen, z.B. im "Gebirge" auch nicht einfacher. Auch die Au-Strecken hatten so ihre Tücken, wie an der Donau auch.

Zur Tortur: Das waren andere Arbeiten, die das niedere Volk zum Lebenserhalt machen musste, auch. Nur ein paar Beispiele - Salzsieder, Bergleute, Eisengiesser, Flößer, Waldarbeiter und so weiter. Und zu allen Kriegswichtigen Arbeiten wurden schon seit eh und je Sträflinge eingesetzt. War bestimmt kein "Menschlicher" Hintergrund dabei, sondern nur Pragmatismus und Mangel an "Kanonenfutter"
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