Donau Forum - der Treffpunkt für Donau Wassersportler - Einzelnen Beitrag anzeigen - Wie haben sich die Schiffe im Mittelalter auf der Donau bewegt?
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Alt 18.07.2011, 13:20
Der Stromer Der Stromer ist offline
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Gute Frage.

Also sicher ist die Schifffahrt auf der Donau nachweislich seit der Römerzeit, also ca. 400 vC.

Aber auch vorher muss es schon regen Schiffsverkehr auf der Donau gegeben haben, dass beweisen Fundstücke, die bis in das Altertum zurück reichen. So zum Beispiel die "Venus von Willendorf". Die wurde 1908 beim Bahnbau ausgegraben und ist über 30.000 Jahre alt. Also schon damals haben die Menschen am Fluß gelebt und da auch sicherlich den Fluß als Transportweg benutzt. Straßen und Wege gab es ja noch nicht.

Die Römer haben über den Fluß ihre Garnisonen (von Hienheim in Bayern bis an das Schwarze Meer - der "Nasse Limes = Donau") über die Donau versorgt. Das ging in den meisten Fällen wohl mit Ruderbooten verschiedenster Größe (Galeerenartige Schiffe mit bis zu 48 oder mehr Ruderpaaren, die auch mit Segeln fahren konnten). Rudern ging auch gegen die Strömung, der Schiffsführer muss nur wissen, wie er fahren muss - Gegenströmung, nicht im Stromstrich, etc.

Nach den Römern wurde auch weiterhin die Donau mit Schiffen befahren, die in vielen Fällen aber bei der Bergfahrt getreidelt werden mussten. In Österreich kennt man noch die "Treppelwege" und hier bei uns sind das die Treidelpfade. Meistens ging das mit Pferden, bis zu 40 Pferden vor einem Schiffszug, der aus mehreren Kähnen bestehen konnte. Diese Schiffmeister waren überall an der Donau zu Hause und es war ein sehr angesehener und wohlhabender Berufsstand, sogar noch bis in das 20. Jahrhundert hinein.

Wenn die Schiffe übrigens am Ankunftsort bei der Talfahrt keine neue Ladung für die Bergfahrt bekamen (die Bergfahrt war ja durch das Treideln und die Zölle sehr teuer), wurden sie einfach als Altholz verkauft, wie die Ulmer Schachtel, also eine Einwegverpackung für Handelsgüter und der Rückgabepfand war der Holzwert

Kriege haben natürlich die Schifffahrt auf der Donau stark ausgenutzt. Die römischen Rudergaleeren waren die "Schnelle Eingreiftruppe". Sie waren schnell und effizient. So wurden z.B. auch der größte Teil der Kreuzzüge mit Schiffen die Donau abwärts abgewickelt. Mauthausen in Österreich ist z.B. vom Kaiser Barbarossa niedergebrannt worden, weil sich die Bürger erdreisteten, vom Kaiserlichen Kreuzzugheer eine Maut (Zoll) zu verlangen.

Die Türken wurden z.B. bei Visegrad durch eine Armada von über 260 Schiffen, bestückt mit bis zu 40 Kanonen, an dieser Stelle das erste Mal vernichtend geschlagen.

Bis 1830 gab es allerdings auf der Donau kein Schiff mit einem Maschinenantrieb. Alle anderen Europäischen und Amerikanischen Flüsse wurden schon von Dampfern befahren, die Donau nicht. Erst 1829 wurde durch ein "Privileg" des Österreichischen Kaisers die "k.k. priv. 1. Donau Dampfschiffahrts Gesellschaft" gegründet, die aber erst noch beweisen musste, dass ein mit Dampf angetriebenes Schiff auch die Donau zu Berg fahren konnte. Das war dann im Jahr 1830 die "Franz I". Sie fuhr in 2 Tagen von Wien nach Budapest und Retour in 4 Tagen. Erst 3 Jahre später wurde die "Argo" in Dienst gestellt.

Der Donaudurchbruch bei Weltenburg zeigt heute noch, wie schwierig einige Passagen der Treidelschifffahrt in alter Zeit waren. An der "Hohen Wand" sind noch immer die eisernen Ringe zu sehen, mit deren Hilfe sich die Schiffleute mit Bootshaken den Fluß hinauf quälten. Auch andere Flussstrecken waren nicht ohne: Die Katarrakte auf dem Stück des "Eisernen Tor", der Strudengau, Die Strecke um Grein herum, die Schlögener Schlinge (hier gab es eine Einbahnregelung mit Lichtsignalen bis zur Fertigstellung der Staustufe Aschach), Jochenstein (eine Felsbarriere Quer im Fluß), das berühmte "Kachlet" ebenfalls durch das Kraftwerk bei Passau überstaut.

Die Geschichte mit der Sperrung der Donau mittels einer Kette ist auch wahr. An vielen Stellen wurden solche Sperren eingerichtet und eine Maut erhoben oder die Schiffsleute gezwungen, die Schiffe zu entladen und die Waren in der Stadt zum Verkauf an zu bieten (Stapelrecht). Aber auch "Raubritter" machten so etwas. Z.B. die Burg Aggstein in der Wachau wird in diesem Zusammenhang gern genannt, aber auch auf dem Bayerischen Teil hat es das gegeben, wobei die Unterscheidung "Raubritter" oder nicht nur davon abhing, ob die Rittersleut einen Teil der Beute an ihre Herrschaft weiter gab oder nicht. Man wurde zu diesen Zeiten schnell in Acht und Bann getan.

Die Donau ist ein faszinierender Fluß, wenn man (frau) sich nur etwas mit ihr beschäftigt und das Wasser nicht nur mit "Hebel auf dem Tisch" entlang brettert.
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