Donau Forum - der Treffpunkt für Donau Wassersportler - Einzelnen Beitrag anzeigen - Neckar Tübingen bis Mannheim
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #31  
Alt 03.10.2014, 13:38
Der Stromer Der Stromer ist offline
Admiral
 
Registriert seit: 12.07.2009
Ort: Doofdorf
Beiträge: 10.490
Thanks: 11.949
Erhielt 9.933 mal Danke in 5.823 Beiträgen
Standard

Zitat:
Zitat von Riedenburgfritz Beitrag anzeigen
Danke an Stromer für diesen Hinweis.
Da viele kleine Kraftwerke in den verschiedenen "Hammer"-werken (Eisen, Papier, Holz) unter der Woche arbeiteten, durften die Erzschiffe oft nur an Sonntagen fahren und mussten in Regensburg hierfür eine Extra-Abgabe an den Bischof zahlen! Dafür sind die Schiffsleute wohl alle in den Himmel gekommen.


Viele Grüsse,

Fritz
Gut informiert, der Fritz. Wie immer.

Eine Anekdote zur Schifffahrt auf der Vils und Naab: Die ansässigen Mühlenbetriebe mussten ja, um ihre Wasserräder betreiben zu können, das Wasser der Flüsschen aufstauen. Da man aber zu dieser Zeit noch keine Kammerschleusen (diese Dinger mit den Toren an beiden Enden - die Chinesen haben sie um 1000 erfunden) kannte, sie wurden in Deutschland erst im 14. Jahrhundert angewendet, wurden bis dahin (und auch später noch, wo sich der Bau von Kammerschleusen nicht rentierte) Stauschleusen anwendete. Dazu musste an einem Durchlass, an dem die Kähne durchfahren sollten, eine Bottsgasse geöfnet und mit dem Wasserschwall (der dann auch zu Tal meist für regelmäßige Überflutungen sorgte) rutschten dann die Kähne so mit Schmackes um 1 bis 1,5 Meter tiefer. Der letzte Kahn hatte oft das Nachsehen, weil der Mühlenweiher leer war und nicht selten mussten die Knechte dann "bei Wasser und Brot" an der Mühle warten, bis der nächste Schiffszug kam, um dann den Anschluss wieder zu finden.
Hier gab es regelmäßig Auseinandersetzungen zwischen Mühlenbetreiber, deren Eigentümer (meist der Herr Graf oder gar Fürst) waren und dem Auftraggeber der Frachtführer, dem Fürstbischof aus Regensburg.
Und daher gab es die Regelung, nur an bestimmten Tagen diese Schiffsrutschen befahren zu dürfen. Und bei der Festlegung dieser Tage war der Bischof in Regensburg nicht ganz unbeteiligt. Daher die Geschichte mit der Abgabe und nur Sonntags. Die Abgabe war an fast jeder Stauschleuse und an den Gebiets-Grenzen als Zoll zu erheben, und der Sonntag traf meist auf die letzte Stauschleusen (Eterzhausen / Naab und die davor) zu. Denn am Sonntag (die Schiffsknechte war per Dekret von der Messe befreit!!!) ging die Reise in Amberg los und an nächsten Montag waren sie dann in Regensburg. Sonntag eben in Eterzhausen und auch hier: Per Dekret durfte gearbeitet werden!
Sonderfahrten waren, vor allem für die Sulzbacher Kähne, gegen eine heftige Gebühr auch möglich. Denn die Amberger argwöhnten, dass ihnen die Sulzbacher die Pfründe schmälern würden. Aber IMMER erst hinter den Amberger Schiffszügen! Jeder wollte seine Monopolstellung halten. Amberg und Sulzbach war zu dieser Zeit "Spinne Feind!" - wie im richtigen Leben, eben.

In Stadt am Hof (Stadtamhof) regierten die Wittelsbacher und die waren der freien Reichstadt Regensburg und dem Fürstbischof nicht gerade wohlgesinnt. Aber jeder wollte seinen Einfluß (Geldgier) Geltung verschaffen und "regelte" den Transport in seinem Sinne.

Zu Berg wurden diese Schiffszüge dann mit Pferden getreidelt, welche die Bauern und auch Müller (eben die Ufer-Anrainer) zu stellen hatten. Die Bauern beschwerten sich regelmäßig darüber, das die Züge ihre Äcker zertrampelten, die Knechte ihre Frauen und Mägde belästigten und ihnen das Brot weg assen und das Bier... und überhaupt. Die Landesherren waren da zu Zahlung der Flurschäden verpflichtet, meist durch den Bischof von Regensburg, teilweise aber auch durch die bayerischen Grafen aus Stadtamhof, was auch nicht gerade zum Frieden beitrug.

Die Kähne selbst hatten eine Lebensdauer von 3 bis 4 Jahren, dann war der Schiffsboden durchgescheuert. Sie wurden dann in Regensburg als Brennholz versteigert.

Zu diesem Thema gibt es eine wunderbaren Aufsatz vom Donau-Schifffahrts-Museum-Regensburg. Wenn jemand Interesse hat, kann ich mal raussuchen, wer wo was.
Mit Zitat antworten
Folgende Benutzer bedanken sich für diesen Beitrag: