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Alt 18.09.2011, 10:21
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DONAUKURIER am Samstag


"Man könnte den Kanal zur Not zusperren"








Riedenburg (DK) Thomas Gambke ist ein untypischer Politiker.

Interview am Ufer des Main-Donau-Kanals in Riedenburg:


Der grüne Bundestagsabgeordnete Thomas Gambke bedauert den „irreversiblen Eingriff in die Natur“, welchen der Bau der Wasserstraße mit sich gebracht hat. Der Politiker aus Landshut ist auch ein überzeugter Gegner des geplanten Ausbaus der Donau zwischen Deggendorf und Vilshofen - Foto: Janda
Vorgestanzte Worthülsen sind dem Bundestagsabgeordneten der Grünen fremd. Zudem hat der 61-Jährige keineswegs die heute gängigen politischen Karrierewege beschritten. Gambke hat nicht in Hinterzimmern gekungelt und auch nicht den Aufstieg vom Hörsaal direkt in den Plenarsaal geschafft. Geboren in Rimsting am Chiemsee hat der promovierte Physiker einen Großteil seines Berufslebens erfolgreich in Unternehmen gearbeitet. Erst vor zwei Jahren gelang im der Sprung in den Bundestag. Gambke fühlt sich nicht als Berufspolitiker. „Ich bin spät in die Politik gegangen – und deshalb bin ich relativ unabhängig“, stellt er beim Gespräch mit dem DONAUKURIER zufrieden fest.
Gemeinsam mit seiner Frau Roswitha, mit der er drei erwachsene Kinder hat, radelt der Landshuter im Urlaub gerne durch seinen Wahlkreis. Er sucht das Gespräch mit den Menschen und genießt die Natur abseits des hektischen Berliner Politbetriebs. Persönliche Präsenz ist Gambke extrem wichtig, obwohl er der einzige grüne Abgeordnete der Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz ist. Auch in Riedenburg schaut er regelmäßig vorbei. Er versucht, bei dem umstrittenen Vorhaben der Pappenfabrik, eine Bituminierungsanlage zu errichten, eine Vermittlerrolle zu spielen. In Berlin sind damit keine politischen Lorbeeren zu ernten. Doch Gambke weiß, dass ein Bundestagsabgeordneter in der Heimat mehr bewegen kann als auf den Oppositionsbänken im Bundestag: „Ich erhalte von den Regionalpolitikern viel Zuspruch. Bürgermeister und Landräte wissen, dass ich stets offen bin für konstruktive Gespräche.“
So findet das Interview während einer kleinen Radtour-Pause in Riedenburg direkt am Main-Donau-Kanal statt. Gambke wirkt entspannt, auch weil seine Partei auf einer Erfolgswelle reitet: vertreten in allen Landesparlamenten, der erste grüne Ministerpräsident und ein Machtwechsel in Berlin und München im Bereich des Möglichen. Doch der Wissenschaftler Gambke, der schon an der University of California in San Diego tätig war, tritt auf die Euphoriebremse: „Umfrage- und Wahlergebnisse sind unterschiedliche Dinge.“ Einen grünen Kanzlerkandidaten werde es auf keinen Fall geben, wiegelt er ab. „Das Amt kommt zum Mann oder zur Frau.“ Allerdings seien die Grünen bereit, Verantwortung auf Bundesebene zu übernehmen. Wie stehen dabei die Chancen für eine schwarz-grüne Koalition? „Die SPD ist die Partei, mit der die Grünen ihre Ziele am besten durchsetzen können“, erwidert Gambke. Doch als überzeugter Demokrat hält er gemeinsame Regierungen zwischen allen Parteien für denkbar, die „ein halbwegs vernünftiges Programm“ aufweisen. Es gebe aber zwei Ausnahmen von dieser Regel: erstens die Linkspartei und zweitens den Bayerischen Ministerpräsidenten. „Horst Seehofer fährt keine gerade Linie. Deshalb kann ich mir eine Koalition zwischen Grünen und CSU nicht vorstellen.“
Wenige Meter hinter Gambke landet ein Schiff der Weißen Flotte an. Passagiere steigen aus. Ist der Main-Donau-Kanal für ihn ein ökologischer Verkehrsweg? Seine Antwort überrascht, aus ihr spricht auch der frühere Unternehmer: „Man könnte den Kanal zur Not zusperren.“ Gambke hält die Wasserstraße weder für ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Ihr Bau habe einen irreversiblen Eingriff in die Natur bedeutet und man vernichte mit ihrem Betrieb permanent Geld. Deutlich wendet sich der Abgeordnete auch gegen den geplanten Ausbau der Donau zwischen Deggendorf und Vilshofen. „Es ist ein Jammer, bei meinen Radtouren an den kanalisierten Flüssen entlang zu fahren. Ständig sieht man, wie die Natur zerstört wurde.“
Mit dem kühlen Blick des Physikers analysiert Gambke auch die Untiefen des Berliner Politbetriebs, in dem er seit zwei Jahren mitmischt. „Zwischen der Ministerialbürokratie und dem Parlament türmt sich eine riesige Mauer auf“, hat er festgestellt. Die Verwaltung empfinde die Abgeordneten häufig als Gegner, wichtige Unterlagen blieben unter Verschluss.
Angesichts der Verlagerung milliardenschwerer Beschlüsse auf die internationalen Gipfeltreffen von Politikern und die Abgabe von nationalen Kompetenzen an die Europäische Union warnt Gambke vor einer „schleichenden Entmachtung“ des Parlaments. Die Hilflosigkeit der Abgeordneten gegenüber den entfesselten internationalen Finanzmärkten erfüllt Gambke mit tiefer Sorge. „Wir müssen die Finanzmärkte an die Leine legen, und wir müssen jetzt reagieren“, fordert er. Denn eine weitere Finanzkrise wäre nicht mehr zu bewältigen. Doch er befürchtet, dass die „Kraft der Politik nicht reicht, um sich auf gemeinsame Maßnahmen zu verständigen.“
Seine Forderungen zur Regulierung der Finanzmärkte sind radikal: keine Papiere, die nicht direkt dem Unternehmenswert zugeordnet sind, keine Leerverkäufe, keine Derivate und keine Wetten auf Verluste mehr. Gambke schließt dabei einen nationalen Alleingang nicht aus: „Wenn die Briten glauben, mit diesen Bankgeschäften weitermachen zu müssen, dann sollten wir sie in diesem Glauben belassen.“
Er bestreitet, dass die deutsche Volkswirtschaft unter einem Aus für die umstrittenen Finanztransaktionen leiden würde. „Die Deutsche Bank hat in den vergangenen zehn Jahren fünf Milliarden Euro Steuern bezahlt – die Sparkassen und Raiffeisenbanken 30 Milliarden Euro.“
Der zweite Schritt, um die globalen Spekulanten auszubremsen, sei die Schuldenbremse, die Deutschland nun im Grundgesetz habe. Neben dem Streichen von Ausgaben plädiert Gambke für eine vernünftige Versteuerung von Vermögen. Dies sei zu rechtfertigen, denn früher seien Reichtümer häufig durch Kriege vernichtet worden – was heute nicht mehr der Fall sei.

Von Harald Rast



Die Grünen möchten den Kunstdünger und das Erz am liebsten mit den Fahrrädern befördern
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Gruß Sigi


Es ist mir egal wer dein Vater ist, so lange ich hier angle läuft hier keiner übers Wasser.
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